Jeder hat schon mal von dem Begriff „Depressionen“ gehört, was sich wirklich dahinter verbirgt, wissen jedoch nur diejenigen, die selbst betroffen sind/waren. Das muss sich ändern, schließlich kann eine Depression wirklich JEDEN treffen!
In diesem Video erfahrt ihr von Pia Kabitzsch alles, was ihr rund um das Thema Depressionen wissen müsst: Wie äußert sich eine Depression? Wie viele Personen sind betroffen? Warum werden manche Leute z.B. nach einer Trennung depressiv andere aber nicht? Wie entsteht eine Depression? Warum sollte man sich bei einer Depression unbedingt (schnell) Hilfe suchen? Wie genau könnte eine Psychotherapie bei Depressionen aussehen und wie können Angehörige Betroffene am besten unterstützen?
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In Deutschland leiden derzeit ca. 8 Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen depressiven Störung. Das Risiko, im Laufe seines Lebens an einer Depression zu erkranken, liegt bei etwa 16 bis 20 %. Depressionen können jeden treffen und gehören mittlerweile zu den Volkskrankheiten. Sie sind in vielerlei Hinsicht ein unverstandenes, einsames und mitunter auch lebensbedrohliches Leiden. Denn nur 10 % der depressiven Patienten werden adäquat behandelt und manche erhalten Zeit ihres Lebens nicht die richtige Diagnose.
Mangelnde Aufklärung hat auch zur Folge, dass sich auch heute noch viele Erkrankte aus Angst vor Stigmatisierung nicht in Behandlung begeben. So leiden die Betroffenen nicht nur unter der Krankheit und ihren Symptomen selbst, sondern auch unter eigenen Vorurteilen und denen ihrer Mitmenschen. Denn die Krankheit wird oftmals als harmlose Befindlichkeitsstörung, Willensschwäche, Faulheit oder übertriebene Sensibilität interpretiert. Zudem wird in der Gesellschaft oft davon ausgegangen, dass eine Depression nur schwache Menschen treffe. Untersuchungen zeigten jedoch, depressive Menschen sind keineswegs nur jene, die psychisch labil oder schwach sind oder die sich gehen lassen. Im Gegenteil: Oft sind es sogar eher Menschen, die dazu neigen, gewissenhaft zu sein, Verantwortung zu übernehmen, für andere da zu sein und die zu den Leistungsträgern in einem Unternehmen zählen. Aber das ist kein Muss. Eine Depression kann jeden treffen: die Erfolgreichen und die Erfolglosen, die Tüchtigen und die Faulen, die Mutigen und die Furchtsamen. Diese Krankheit folgt keiner Regel.
Gerade aber die bestehenden Vorurteile in der Gesellschaft gegenüber psychisch kranken Menschen erschweren es vielen Betroffenen, sich zu ihrer Krankheit zu bekennen, offen darüber zu sprechen und sich Hilfe zu holen, wie der nachfolgende Erfahrungsbericht einer Betroffenen unseres Vereins zeigt:
"Ich wurde während meiner Erkrankung von meiner Familie und meinen Freunden immer wieder aufgefordert, mich nicht so hängen zu lassen. Ich solle mich doch endlich zusammenreißen, schließlich gehe es jeden mal schlecht und ich sei doch bisher immer so erfolgreich gewesen. Dabei hatte mein gesundheitlicher Zustand bereits zu dieser Zeit so gar nichts gemein mit dem normalen Gefühl, das jeder kennt, mal niedergeschlagen, traurig oder antriebslos zu sein, weil man gerade akut überarbeitet, gestresst oder sonst wie genervt ist. Mein Zustand war hingegen gezeichnet von einer über mehrere Monate anhaltenden tiefen inneren Traurigkeit, die ich in dieser Form noch nie erlebt hatte. Das Leben machte mir keinen Spaß mehr. Auch Aktivitäten, die ich früher gerne gemacht habe, bereiteten mir auf einmal keine Freude mehr. Und dennoch war auch ich zu dieser Zeit noch immer der Meinung, nicht krank zu sein und dass das alles schon irgendwie wieder vorbei gehen wird. Nie wäre ich da bereits auf die Idee gekommen, zum Arzt zu gehen, auch wenn ich gemerkt habe, dass dieses Gefühl irgendwie total anders ist als alles, was ich bisher kannte. Ich fühlte mich gefangen wie in einem inneren Käfig, der mir sämtliche Kraft und Lebensfreude nahm. Am liebsten wäre ich den ganzen Tag im Bett liegen geblieben und dennoch versuchte ich mich über Monate hinweg immer wieder zusammenzureißen, um irgendwie zu funktionieren, zur Arbeit zu gehen, meinen Job und meinen Haushalt bestmöglich zu meistern, so dass gar niemand was merkt. Denn ich wollte auf keinen Fall, dass man mich aufgrund meines Leidens für "verrückt" erklärt. Darüber hinaus traf mich die Kritik anderer, die mir früher nicht so arg zusetzte, zu dieser Zeit aufgrund meiner enormen Anstrengungen meist mitten ins Herz und ich hatte während dieser Zeit oft das Gefühl wertlos zu sein. Und mein Selbstwertgefühl rutschte immer weiter in den Keller. So kostete es mich jeden Tag mehr Kraft und Überwindung, mich aufzuraffen, bis auf einmal gar nichts mehr ging. Nach meinem totalen Zusammenbruch musste ich mich selbst zu so alltäglichen Dingen - wie Zähneputzen, Haare kämmen, Duschen, Einkaufen gehen, Postkasten leeren - regelrecht zwingen. Jeder Tag war ein neuer Kampf mit mir selbst. Rückblickend muss ich sagen, dass ich meinen Zustand viel zu spät als ernsthafte Erkrankung erkannt und mir ärztliche Hilfe gesucht habe. Dies hat die Behandlung meiner depressiven Störung wesentlich erschwert, weil ich da bereits an einer schweren und nicht mehr an einer leichten oder mittelschweren Depression litt. Denn bereits als ich merkte, dass mein Zustand nichts mit diesem "normalen" Gefühl einer Traurigkeit oder Niedergeschlagenheit, das jeder kennt, gemein hat, hätte ich ärztlicher und therapeutischer Hilfe bedürft. Aber meine Angst den Weg zum Arzt und zum Therapeuten zu suchen, war selbst nach meinem Zusammenbruch immer noch riesengroß. Ich hatte Angst davor, meinen Zustand gar nicht richtig beschreiben zu können, weil nicht einmal ich selbst diesen Zustand irgendwie verstehen, geschweige denn in Worte fassen konnte. Diese Angst ist jedoch unbegründet, da die Ärzte und Therapeuten die Symptome einer Depression (wie tiefe Traurigkeit, Freundlosigkeit, Müdigkeit, Schlafstörungen, Verzweiflung, vermehrte Selbstzweifel, häufiges Weinen etc.) oft sehr schnell einzuordnen wissen." |
Wir vom Verein "Füreinander - Miteinander. Verein zur Förderung psychosozialer Arbeit e.V." möchten durch unsere Angebote zur Aufklärung, Öffentlichkeitsarbeit und Selbsthilfe dazu beitragen, die Krankheit aus der gesellschaftlichen Tabuzone zu holen und Betroffene dazu ermutigen, sich ärztliche und therapeutische Hilfe zu suchen sowie unsere diversen Selbsthilfeangebote als ein heilungsförderndes Mittel zu erkennen und anzunehmen. Den Mut nicht zu verlieren ist eine Herausforderung sowohl für die Betroffenen als auch für deren Angehörige. Hier kann der Austausch mit anderen Betroffenen oder Angehörigen helfen, für sich die passende Behandlung zu finden und die Krankheit zu besiegen.
Neben den seelischen und körperlichen Symptomen hat die Depression auch diverse psychosoziale Auswirkungen, da depressive Menschen zu starken Rückzugstendenzen und eine Abkehr vom sozialen Leben (selbst von Familie und Freundeskreis) neigen. Dies führt dazu, dass die Krankheit oft alle zwischenmenschlichen Beziehungen sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld beeinflusst. Die Ursachen für diese selbstgewählte Isolation liegen zumeist im fehlenden Antrieb, an gemeinsamen Unternehmungen teilzunehmen, aber auch in dem Gefühl, bei geselligen Unternehmungen "fehl am Platz" zu sein, da die eigene Stimmungslage so völlig anders ist. Dies führt oft dazu, dass Außenstehende das Verhalten einer an Depression erkrankten Person meist nicht einordnen können.